Funktionelle Medizin – Den Ursachen auf den Grund gehen
Funktionelle Medizin bedeutet, den Ursachen von Beschwerden auf den Grund zu gehen – wortwörtlich. Sie betrachtet den menschlichen Organismus nicht isoliert in Organe oder Symptome unterteilt, sondern als ein komplexes, vernetztes System. Ziel ist es, die wahren Auslöser von Erkrankungen und Beschwerden zu identifizieren, statt nur Symptome zu behandeln. Dazu ist ein Perspektivwechsel notwendig – weg vom Fokus auf Einzelbefunde hin zu einem Verständnis für das Zusammenspiel tieferliegender biologischer Systeme.
Drei Betrachtungsebenen – Symptome verstehen, Zusammenhänge erkennen
- Symptom-Ebene
Das oberflächlich Sichtbare oder Wahrnehmbare – Symptome von Organerkrankungen wie Brustschmerz bei einem Herzinfarkt, aber auch unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit, diffuse Schmerzen, Verdauungsprobleme, Konzentrations- und Schlafstörungen oder Hautveränderungen. Am unspezifischsten: das Gefühl, nicht gesund zu sein.
- Organ-Ebene
Hier betrachten wir die einzelnen Organe und Organsysteme, wie sie in der facharztbasierten Medizin untersucht und behandelt werden. Erkrankungen auf dieser Ebene – etwa Gastritis, Herzinfarkt oder Arthrose – haben aber häufig eine lange Vorgeschichte auf darunterliegenden funktionellen Systemebene.
- Ebene der funktionellen Systeme (System-Ebene)
Der „Maschinenraum“ des Organismus – tief verborgen, aber lebenswichtig. Hier arbeiten verschiedene funktionelle Systeme miteinander, die grundlegend für Versorgung, Regulation, Anpassung, Schutz, Energieversorgung, Entgiftung und Abwehr sind. Eine Störung in einem dieser Systeme kann Auswirkungen auf viele Organe haben – oft lange bevor sich eine Organerkrankung zeigt.
Die System-Ebene – das unsichtbare Netzwerk
Die funktionellen Systeme des Körpers sind miteinander verflochten wie ein Wurzelgeflecht oder wie Zahnräder in einem hochkomplexen Uhrwerk. Dazu gehören u.a.:
- die funktionalen Aspekte des Darms
- das Mikrobiom
- das Immunsystem
- lebergebundene Entgiftungssysteme
- antioxidative Schutzmechanismen
- mitochondriale Energiegewinnung
- vegetatives Nervensystem und psychische Regulation
- hormonelle und neuroendokrine Regelkreise (z. B. Hypothalamus-Nebennieren-Achse)
Diese Systeme regulieren lebenswichtige Prozesse: Energieproduktion, Entzündungskontrolle, Abwehr, Regeneration, Stoffwechsel, Entgiftung und Anpassung. Ihre Funktion beruht entweder auf biochemischen Vorgängen oder auf elektrischen Signalen.
Was braucht der Körper, um funktionieren zu können?
Alle Systemfunktionen beruhen letztendlich entweder auf biochemischen oder elektrischen Vorgängen.
Für beides sind zwei Dinge grundlegend:
- Essenzielle Nährstoffe: Dazu gehören Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, essentielle Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren – also Stoffe, die der Körper nicht selbst bilden kann. Ein Mangel kann biochemische Vorgänge empfindlich stören.
- Zelluläre Energie:Jede Zelle benötigt ausreichend ATP – die körpereigene „Energie-Währung“ – um entweder biochemische Reaktionen zu ermöglichen oder elektrische Impulse (z. B. für das Nervensystem) zu erzeugen.
Daher beginnt eine funktionelle Diagnostik meist mit der Analyse der Nährstoffversorgung und der zellulären Energieversorgung (Mitochondrienfunktion).
Funktionelle Medizin in der Praxis – wie wir arbeiten
In unserer Praxis kombinieren wir moderne Labordiagnostik mit systemischem Denken. Dabei betrachten wir nicht nur was fehlt, sondern auch warum es fehlt. Häufige Auslöser von Dysbalancen sind z. B.:
- chronischer Stress, Schlafmangel
- unerkannte Entzündungsherde
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Leaky Gut
- toxische Belastungen (z. B. Schwermetalle, Umweltgifte)
- Mikronährstoffmängel
- gestörtes Mikrobiom
- hormonelle Dysregulation
- mitochondriale Erschöpfung oder Schäden (z. B. nach COVID)
- chronische Infekte (z. B. EBV, Borrelien)
Diagnostik mit Tiefgang
All das wird nicht losgelöst, sondern vernetzt analysiert, um individuelle Ursachenketten zu erkennen. Dazu bedarf es einer erweiterten Diagnostik. Neben ausführlicher Anamnese und Labormedizin kommen unter anderem zum Einsatz:
- Mikrobiom- und Stuhlanalysen
- Mitochondrien- und Vitalstoffdiagnostik
- Stoffwechselanalysen
- Funktionsdiagnostik des vegetativen Nervensystems
- funktionelle Blutparameter, Hormontests
- ggf. Spezialtests (z. B. Histamin, Schwermetalle, EBV-Aktivierung)
Individualisierte Therapiekonzepte
Auf dieser Basis entsteht ein individuelles, mehrstufiges Therapiekonzept. Typische Bausteine sind:
- gezielte Ernährungstherapie
- Mikronährstoffoptimierung / Infusionen
- Fasten
- Ketogene oder Immundäten
- IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie)
- Mitochondrien-Infusionen
- Darmsanierung und Mikrobiomtherapie
- Stressregulation und vegetative Ausbalancierung
- Akupunktur
- Entgiftung und Ausleitung
- Regulierung des Hormonhaushaltes (mit biologischen Mitteln und bioidentischen Hormonen)
- Orthomolekulare Therapie zur Beeinflussung von Neurotransmitter-Dysbalancen
- Antientzündliche Behandlung ohne Kortison
Indikationen – wann ist Funktionelle Medizin sinnvoll?
Funktionelle Medizin ist besonders geeignet bei:
- Chronische Erschöpfung, CFS, Burnout
- Reizdarm, Verdauungsstörungen, Leaky Gut
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien
- Autoimmunerkrankungen (Hashimoto, Rheuma, Psoriasis)
- Neurovegetative Beschwerden (Schlafstörungen, Herzstolpern)
- Chronische Entzündungen und Immunschwäche
- Hormonelle Dysbalancen (Schilddrüse, Wechseljahre, PCOS)
- Hautproblemen (Akne, Neurodermitis, Ekzeme)
- Migräne, chronische Schmerzen, Fibromyalgie
- Stoffwechselstörungen, Fettleber, metabolisches Syndrom
Funktionelle Medizin – wenn Systeme aus dem Gleichgewicht geraten:
Die funktionelle Medizin eignet sich besonders bei komplexen, chronischen und „unspezifischen“ Beschwerdebildern – also überall dort, wo klassische Ansätze oft keine greifbare Ursache finden. Sie ist ursachenorientiert, integrativ und individuell. Ziel ist nicht nur Symptomkontrolle, sondern echte Regeneration – auf Zellebene, im Stoffwechsel und im vegetativen Gleichgewicht.